Asne Schaser S2 2017-05-24

Asne Schaser S2 überarbeitet 2017-05-24

Seminar EINF I: Der Erste Weltkrieg als Globales Phänomen, SS 2017

Einzureichen bei: Prof. Dr. A. Schaser

Eingereicht von: Neumann, Astrid (6916272)

Eingereicht am: 24.05.2017

 

Rezension zu dem Aufsatz: Maurer, Traude: „Studierende Damen“. Kommilitoninnen oder Konkurrentinnen?, in: Zirlewagen, Marc (Hrsg.): „Wir siegen oder fallen“. Deutsche Studenten im Ersten Weltkrieg, Köln 2008, S.75-92.

 

Rezension

 

Trude Maurer untersucht in ihrem Aufsatz „Studierende Damen: Kommilitoninnen oder Konkurrentinnen?“ die Rolle der Studentinnen im Ersten Weltkrieg. Maurer, geboren 1955, lehrt Osteuropäische und Neuere Geschichte an der Universität in Göttingen. Ihre Forschungsschwerpunkte umfassen die Sozial- und Kulturgeschichte seit dem 18. Jahrhundert, die Geschichte der Juden in Deutschland und Osteuropa sowie vergleichende Universitätsgeschichte (Deutschland, Russland und Ostmitteleuropa).[1]

 

In dem Text geht sie der Frage nach, ob die Studentinnen im Ersten Weltkrieg Kommilitonen oder Konkurrentinnen seien. Einleitend beschreibt Maurer die Situation der studierenden Frauen vor dem Krieg. Interessant für den Leser ist es, dass sie weit in die Geschichte zurückblickt. Sie beschreibt die Lehre an Klöstern, die auch Frauen offenstand, doch mit zunehmender Entwicklung von Universitäten sank die Bedeutung der Frauenbildung. Die Universitäten blieben den Frauen von vornerein verschlossen. In den folgenden Jahrhunderten waren die Universitäten von „männlicher Sozialisation und Gelehrsamkeit“[2] geprägt.

 

Dieser kulturgeschichtliche Hintergrund ist wichtig, um die Widerstände, denen sich die ersten Frauen gegenübersahen, verstehen zu können. Maurer erläutert in dem Text weiter die Bedeutung von Studentinnen für die Aufrechterhaltung des Lehrbetriebs an den Universitäten im Ersten Weltkrieg. Obwohl nur circa 9% aller Studierenden weiblich waren, betrug ihr Anteil bei den real anwesenden Studierenden bis zu 50%.[3] Anhand von Textquellen aus dieser Zeit belegt Maurer, dass diese Bedeutung von den Professoren und sogar von der Heeresleitung nicht nur positiv wahrgenommen wurde. Es wurde eine Benachteiligung der Männer befürchtet und die Universitäten blieben deswegen „weiterhin auf die Männer orientiert“[4].

 

Der Text gibt dem Leser einen guten Überblick über den Beginn des Frauenstudiums in Deutschland. Die Situation der Studentinnen wird anhand von anderen wissenschaftlichen Quellen und Originaltexten beschrieben. Die Fragestellung wird im Text beantwortet, denn Frauen werden zu dieser Zeit zunehmend als Konkurrentinnen erlebt. Es werden historische Gründe, Vorurteile bei Dozenten und männlichen Mitstudierenden sowie die gesellschaftliche Situation erläutert. Des Weiteren wird das herrschende Frauenbild und die herrschende Frauenrolle diskutiert. Als eine Ursache, die bei den Studentinnen selbst zu suchen ist, beschreibt sie, dass es keine geschlossene Studentenvertretung gab. Die Studentinnen hatten die Hoffnung, dass sich Veränderungen durch Reformen ergeben würden. Dass der Krieg eine ambivalente Rolle für das Frauenstudium spielte, wird von Maurer gut herausgearbeitet. Auf der einen Seite nahmen die prozentuale Teilnahme von Frauen an den Vorlesungen kriegsbedingt deutlich zu und sie konnten zeigen, dass sie zu akademischen Leistungen fähig waren. Auf der anderen Seite entwickelte sich aber gleichzeitig aus dieser Situation heraus die Sorge, dass Frauen langfristig den Männer Karrierechancen verbauen könnten. Diese Konkurrenzsicht wurde von den Frauen nicht in der Form thematisiert, dass sie aufbegehrten. Sie nahmen diese Sichtweise eher an und fühlten sich auch noch privilegiert und schuldig, da sie nicht ins Feld ziehen mussten.

 

Als Fazit kommt Maurer zu dem Schluss, dass die jeweiligen Frauen im Ersten Weltkrieg, die sich anfänglich als Kommilitoninnen erlebt hatten und durch freiwilligen Dienste in der Heimat auch Mitstreiterinnen im Kampf waren, gegen Ende des Krieges keine Anerkennung erfuhren. Sie wurden als Konkurrentinnen wahrgenommen und an den Universitäten begegneten die jungen Studentinnen nach dem Krieg einer „Atmosphäre des Geschlechterkrieges“[5]. Der Schlusssatz bringt es auf den Punkt: „Für sie waren sie trotz ihrer vielfältigen Aktivitäten nicht Mitstreiterinnen im Krieg, sondern unerwünschte Konkurrentinnen im ersehnten Frieden.“[6] Dieser Aufsatz eignet sich gut, um vertiefende Kenntnisse über das Thema „Studierenden Frauen“ zu gewinnen.

[1]Vgl. Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung: Prof. Dr. Trude Maurer: http://www.ios-regensburg.de/personen/research-fellows/trude-maurer.html (eingesehen am 28.04.2017)

[2]Maurer, Traude: „Studierende Damen“. Kommilitoninnen oder Konkurrentinnen?, in: Zirlewagen, Marc (Hrsg.): „Wir siegen oder fallen“. Deutsche Studenten im Ersten Weltkrieg, Köln 2008, S.75

[3]Vgl. Maurer, Traude, Studierende Damen, S.80

[4]Maurer, Traude, Studierende Damen, S.83

[5]Maurer, Traude, Studierende Damen, S.92

[6]Maurer, Traude, Studierende Damen, S.92

 

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