Schreibaufgabe 1
Der Roman Meursault: Contre-enquete von Kamel Daoud wurde 2013 im Babel Verlag veröffentlicht. Er erzählt die Geschichte des Bruders des getöteten Arabers aus Albert Camus Werk L’étranger (1942). Der Zusammenhang der beiden Werke wird bereits durch den Titel deutlich. Meursault ist der Name Camus‘ Protagonisten und „contre-enquéte“ bedeutet so viel wie ‚Gegendarstellung‘. Es handelt sich also um eine Darstellung des Falles Meursaults aus einer anderen Sichtweise. Im ersten Satz des Werks Daouds heißt es, der Erzähler sage, dass seine Mutter noch am Leben sei. „Aujourd’hui, M’ma est encore vivante.“(S.11). In L’étranger beginnt mit der Aussage Meursaults, dass seine Mutter heute gestorben sei. Es handelt sich um eine intertextuelle Übernahme des ersten Satzes.
Betrachtet man die Paratexte des Werkes fällt besonders das Cover durch seine gelb-orange Färbung auf, welche ein Gefühl der Wärme vermittelt. Darauf zu sehen ist eine Fotografie eines Mannes am Strand. Den Kontrast zu der gelb-orange gehaltenen Fotografie bildet die blaue Schrift des Titels; der Mann auf der Fotografie ist ebenfalls blau eingefärbt. Auch wenn der Mann alleine am Strand zu sehen ist, lassen sich unzählige Fußabdrücke im Sand erkennen, welche kreuz und quer verstreut sind. Lediglich die Fußabdrücke des Mannes bilden eine klare Linie dort, wo vorher noch keine Fußabdrücke waren: Er geht einen neuen, klaren Weg, welchen davor noch kein Mensch genommen hat.
Auf dem Buchrücken findet man einen kurzen Klappentext, sowie eine Biographie des Autors, durch welche man erfährt, dass dieser in Oran in Algerien gelebt hat, wo der Roman auch spielt. Daoud widmet sein Werk Aida und Ikbel „avec ses yeux ouvertes“. Außerdem findet man ein Zitat von E. M. Cioran.
Bei dem Erzähler handelt es sich um einen fixierten autodiegetischen Erzähler. Als Bruder von Moussa schreibt der Erzähler, Haroun, aus seiner eigenen Sicht der Dinge. Die Geschichte spielt sich hauptsächlich in einer Bar ab, in der Haroun die Parole explizit an einen Menschen, „tu“, adressiert. Zuerst scheint es so, als spreche er mit dem Leser. Später im Roman nennt er das „tu“ l’inspecteur universitaire und Monsieur l’enquêteur. Er erzählt seine Geschichte einem Akademiker, welcher diese verschriftlichen will. Es entsteht ein Buch in einem Buch, auch genannt „mise en abyme“, auch zu deuten als metareferentieller Verweis auf die Genese des Romans. Die Situation in der Bar ist im présent geschrieben – ausschließlich die Passagen in welchen Haroun von Ereignissen in seiner Vergangenheit erzählt, stehen im passé.
Der Roman setzt sich aus 15 Kapiteln zusammen, wobei das erste und letzte Kapitel einen narrativen Rahmen bilden. Das Werk beginnt mit einer Exposition des Sujets. Für den Leser wird schon zu Anfang deutlich, dass der Tod seines Bruders eine traumatische Zäsur für den Erzähler ist. Ihn stört am meisten die Namens- und Geschichtslosigkeit seines Bruders in der französischen Literaturgeschichte. Im letzten Kapitel beendet ein Fazit mit einer Auflösung der Geschichte das Werk.
Daouds Roman ist in zwei Teile gegliedert, und ein Wendepunkt erfolgt im achten Kapitel. In den ersten acht Kapiteln sieht man Haroun als Erleidenden, der immer noch mit den Folgen des Mordes seines Bruders zu kämpfen hat, und den seine Mutter als revenant du frère sieht. Er muss die alten Klamotten seines Bruders tragen, wodurch er seine eigene Identität verliert. Die Kapitel stehen in keiner zeitlich chronologischen Reihenfolge, jedoch erfährt man im dritten Kapitel, dass Haroun im Sommer 1942, zur Zeit des Mordes, sieben Jahre alt war. Das achte Kapitel markiert einen Wendepunkt, da Haroun, im Alter von 27 Jahren, das erste Mal selber handelt. Er ermordet einen in Algerien lebenden Franzosen in den frühen Morgenstunden des 6. Juli 1962, nur wenige Stunden nachdem der Algerienkrieg geendet hat. Anders als in L’étranger erfährt man den Namen der getöteten Person, nämlich Joseph. Den Mord sieht er zum einen als eine Art Rache für den Mord seines Bruders und zum anderen erhofft er sich einen Prozess, da er der Meinung ist, dass Meursault damals aus falschen Gründen angeklagt wurde. Der Offizier sieht jedoch Harouns Tat als banal an, da sie nur zwei Stunden nach Ende des algerischen Unabhängigkeitskriegs stattfand. Das Einzige wofür Haroun beschuldigt wird ist, dass er nicht im Krieg mitgekämpft hat. Hätte er Joseph schon am 5. Juli 1962 getötet, wäre seine Tat sogar als Heldentat angesehen worden. Haroun rückt damit in die gleiche Position wie Meursault. Beide töteten einen unschuldigen Menschen und bei beiden Prozessen war es nicht ihre Mordtat, die im Mittelpunkt stand.
Mit dem Mord wird der zweite Teil des Buches eingeleitet, in welchem Haroun nicht mehr der Erleidende sondern der Handelnde ist. Er emanzipiert sich von seiner Mutter, da diese seine Beziehung zu Meriem, seiner Geliebten, nicht gutheißt. Meriem, welche Haroun ungefähr ein Jahr nach seinem Mord an Joseph kennenlernt, interessiert sich auch sehr für die Geschichte der Ermordung seines Bruders. Im letzten Kapitel sucht Haroun einen Imam auf um seine Geschichte zu rekapitulieren und somit Klarheit und Frieden finden zu können. Es wird erneut eine Parallele zu Meursault deutlich, da dieser am Ende von Camus‘ Werk zu demselben Zweck ein Gespräch mit einem Priester führt.
Überzeugende Analyse des Wendepunkts und des zweiten Teils
Anmerkungen:
1. GEbrauch von „man“ weckt immer die Frage wer? „man“ sollte durch konkretes Subjekt ersetzt werden
2. Wie ist der Nachname des Franzosen?
3. „Klamotten“ ist ein umgangssprachlicher Begriff, bitte umformulieren.
4. Meursault wurde aus den richtigen Gründen angeklagt, aber aus den falschen verurteilt.
5. Was passiert mit Meriem?
6. Wie endet das Gespräch mit dem Imam?Reference
Präzise Präsentation der narrativen STruktur und des narrativen Rahmens.
Sie könnten noch ein wenig ausführlicher erläutern, warum den Erzähler die Namenlosigkeit stört und worin die Aufklösung der GEschichte im letzten Kapitel besteht.Reference
Knappe Analyse der Erzählsituation, die zentrale Aspekte herausstellt
Anmerkungen:
1. Was ist mit der Fokalisierung? Es handelt sich um einen autodiegetischen Erzähler mit einer fixierten internen Fokalsierung, die welche Effekte auf den Leser hat?
2. „Hauptsächlich“ kann weg, da die Situation nur in einer Bar spielt
3. „Parole adressieren“? Eine merkwürdige Wendung, besser: Haroun wendet sich explizit an ein Gegenüber, an ein tu… Sie sollten auch die Seiten angeben, auf denen sich der Adressat konkretisiert als monsieur l’enqueteur etc.
4. Wiederholung von „auch“ im Satz „Es entsteht ein Buch …“
5. Welche Tempora der Vergangenenheit werden verwendet? Genauer seinReference
Gute Analyse und Auflistung der zentralen peritextuellen Elemente
Anmerkungen:
1. Es wäre sinnvoller, diesen Abschnitt mit einer kurzen Definition von Paratexte und ihrer Unterscheidung in Peri- und Epitexte zu beginnen.
2. Bei der Analyse des Covers fehlt der Hinweis auf die Sepia-Kolorierung, die auf Vergangenheit verweist.
3. Sie listen dann alle weiteren paratextuellen Elemente auf der Rückseite des Covers auf, ohne ihre Funktion genauer zu bestimmen.
4. SElbiges gilt für die weiteren Paratexte, die Sie korrekt anführen. Auflistung allein ist wenig aussagekräftig. Wenn Sie also paratextuellen Elemente anführen, so ist es sinnvoller, auch einen Satz zu ihrer Funktion zu sagen.Reference
Differenzierte und prägnante Präsentation des Romans und seines Inhalts.
Anmerkungen:
1. Wiederholung Werk – Werke, beim 2. Mal durch Texte ersetzen
2. Der SAtz “ Im ersten Satz des Werks DAouds heißt es, der Erzähler sage..“ ist zu verschachtelt, besser klarer formulieren z.B. Der Roman eröffnet mit den Worten Harouns, dass seine Mutter ….
3. DAs IN vor L`´etranger kann wegReference