Der Aspekt ist im Polnischen eine grammatische Kategorie. Er wird auf morphologischer Ebene per Derivation gebildet. Durch Affigierung verändert sich die perfektive oder imperfektive Funktion des Stammes zur jeweils oppositionalen Funktion. (Bartnicka 2004, S.393, 394)
Ob ein Verb eine perfektive oder imperfektive Funktion hat, lässt sich auf lexikalischer Ebene anhand der Telizität ermitteln.
Das Verb mόwić (dt.: sprechen) bspw. ist aus seiner Bedeutung heraus atelisch, beschreibt also einen Verlauf und ist somit imperfektiv.
Das Verb zamknąć (dt.: schließen) ist dagegen von seiner lexikalischen Bedeutung her telisch, beschreibt also ein Ereignis und ist somit perfektiv.
Der Unterschied in der Telizität besteht darin, dass bei Ereignissen eine innere Grenze vorgegeben ist, nach deren Erreichen die Handlung nicht weiter ausgeführt werden kann, bei Verläufen aber das Ende der Handlung nicht klar vorgegeben ist.
Wenn man also eine Tür schließt, so ist diese Handlung beendet sobald die Tür geschlossen ist. Die Handlung des Sprechens wird allerdings erst beendet, wenn sie durch eine weitere Handlung abgelöst wird, wie etwa schweigen oder zuhören.
Um nun die Bildung des Aspektpartners auf morphologischer Ebene aufzuzeigen, wird das atelische Verb mόwić als Beispiel herangezogen. Mit Hilfe des Präfixes po- wird das Verb pomόwić gebildet. Dieses ist perfektiv. Es gibt nun also zwei Verben der gleichen lexikalischen Bedeutung mit unterschiedlicher Funktion.
Das ursprüngliche Verb und das nun entstandene Verb bilden zusammen ein Aspektpaar. Hierbei wird das Verb mit Aspektaffix als Derivat bezeichnet.
Andersherum kann auch von einem telischen Ausgangsverb, mit perfektiver Funktion ein Derivat mit imperfektiver Funktion abgeleitet werden (zamknąć – zamykać).
Ist das aspektuell unmarkierte Verb imperfektiv, so wird ein Präfix zur Bildung des perfektiven Derivats verwendet (na-, o-, od-, po-, prze-, przy-, roz-, u-, wy-, wz-, z-(s-, ś-), za-). Häufig ist das Präfix z-(s-, ś-) , selten die Präfixe od-, wz- und roz-.
Ist dagegen das aspektuell unmarkierte Verb perfektiv, so wird das imperfektive Derivat mithilfe von Suffixen gebildet, welche dem Stammsuffix entweder folgen oder ihn ersetzen. Die verschiedenen Variantenpaare an Suffixen sind folgende: -a(j)-, -ywa-/-uj-, -(w)a(j)-, -owa-/-uj-.(vgl. ebd. S. 383-384, 397, 400-402)
Allerdings kommt es vor, dass ein Verb mehr als einen Aspektpartner hat, wie im Beispiel von gotować -ugotować (dt.: kochen) – zgotować (dt.: bringen, bescheren)– zagotować (dt.: zum Kochen bringen). Dies ist durch den Bedeutungsunterschied begründet. Für jede Bedeutungsmöglichkeit des Verbes gibt es einen entsprechenden Aspektpartner und mit jedem dieser Aspektpartner bildet gotować ein Verballexem.
Auch kann es sein, dass von einem Aspektpartner ein weiterer abgeleitet wird. So zu finden bei zagotować – zagotowywać. In diesem Fall besteht das Lexem aus drei Verben (gotować – zagotować – zagotowywać).
Die Standartpartner dieses Lexems sind jedoch zum einen gotować, da es das aspektuell unmarkierte Verb ist, und zum anderen zagotować, da es häufiger verwendet wird als zagotowywać. (vgl. ebd. S. 389, 398)
Auf lexikalischer Ebene stative Verben haben gegenüber telischen und atelischen Verben keinen funktionalen, morphologisch gebildeten Aspektpartner.
Nach Bartnicka wirken nach der lexikalischen und morphologischen auf der syntaktischen und textuellen Ebene weitere Faktoren mit ein, welche auch die auf morphologischer Ebene entstandene imperfektive oder perfektive Bedeutung im Hinblick auf die temporale Definitheit von aspektuell unmarkiertem Verb und Derivat verändern können.
Im Fall der stativen Verben ist jedoch auf lexikalischer Ebene eine nicht episodische Funktion, dh. zeitlich indefinite Funktion festgelegt, die bis hin zur textuellen Ebene beibehalten wird. Folglich kann kein Derivat mit gegensätzlicher Funktion gebildet werden.
Allerdings können stative Verben eine syntaktische Aspektpartnerschaft mit einem anderen Verb bilden. Dies bedeutet, dass zwei unterschiedliche Verben in einem bestimmten Satzkontext im selben Verhältnis zueinander stehen, wie morphologisch gebildete Aspektpartner. (vgl. ebd. S. 383, 387-388, 399-400)